Einen Monat nach dem Erfolg eines Ihrer Kollegen, der die FSP-Prüfung erfolgreich bestanden hat, veröffentlichen wir an diesem Tag seine Originalerinnerungen:

 

Für alle Ärzte und Ärztinnen, die nach Deutchland wollen,
ich habe am 04.07.2020 die Fachsprachprüfung in Halle (Sachsen-Anhalt) bestanden.

Mein Fall war Endocarditis mit einem arteriellen Verschluss in einem Bein.pastedGraphic.png

Zuerst die COVID-19 Maßnahmen. Ich musste eine Mundschutzmaske und einen eigenen Kugelschreiber mitnehmen. Die Maske dient glücklicherweise nur für erste 5 Minuten während der Temperaturmessung (im Ohr), für alle Prüfungsteile kann man sie abnehmen. Man füllt ein typisches COVID-19 Formblatt aus (kein Kontakt in der letzten 14 Tagen mit jemandem, der an COVID-19 erkrankt war; ob man von Ausland zieht – es ist in Ordnung). Die Prüflingen warten in einem Zimmer und beginnen alle 20 Minuten mit dem Arzt-Patienten-Gespräch. 

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Insgesamt gab es 3 Ärzte und eine “Schauspielerin” (wahrscheinlich auch eine Ärztin), alle sehr nett und ausgeglichen, sprechen aber relativ schnell. Die Prüfung ist unglaublich gut organisiert! Es ist wie eine Simulation des ärztlichen Alltags! Bei jedem Teil gibt es auf dem Tisch einen Timer, der die Zeit abzählt und grün wird, wenn eine Minute übrig ist. Man soll drauf achten. Wenn die Zeit vorbei ist, gibt es einen lauten Alarm, aber Prüfer brauchen noch ein bisschen Zeit, ins Station zu kommen – nutzt diese Extra Sekunden 😉.

Es gibt 4 Stationen in verschiedenen Zimmern: zum Arzt-Patienten Gespräch, zum Schreiben, zum Video schauen, und zum Gespräch mit 2 Ärzten. Die Zeit geht schnell vorbei und der kleine Schreibtisch wird bald mit >10 Blätter Papier bedeckt. Obwohl die Aufgabenanleitungen sehr klar sind, geht es den Prüfern, meiner Meinung nach, um eine Chaos-Multitaskingatmosphäre zu schaffen.

Zuerst kriegt man 3 Blätter, auf denen man beliebig notieren kann: 

  • 1 mit der Aufgabebeschreibung und einer kurzen Patientengeschichte: Die 29-jährige Patientin wurde vom Hausarzt überwiesen. Symptome: Seit 2 Wochen Fieber, Abgeschlagenheit, kalte Beine. Da steht auch die Diagnose und man wird geboten, die Verdachtsdiagnose mit den Patienten am Ende zu teilen und 2 Untersuchungsmaßnahmen (mein Fall: Blutentnahme und Echokardiographie) zu erklären. Bei der Untersuchungsmethoden gibt es viel Stichwörter, die man dabei nutzen kann, z.B.: Blutenthahme: für Laboruntersuchung, nicht schmerzhaft, feine Nadel. Echo war ausführlich beschrieben, za. 5 Textzeilen: was wird untersucht, wozu dient das Gel, was macht der Arzt mit dem Schallkopf, schmerzfreie Untersuchung usw.
  • 2 mit dem Anamnesebogen und oben 6 Sachen, die man abfragen muss: Größe, Gewicht, Körpertemperatur, Allergien, Zigaretten, Name des Hausärztes. Die Kategorienordnung ist etwa vermischt als die im Buch Deutsch für Ärztinnen und Ärzte. Achtung: Es fehlt z.B. Impfungen und gynäkologische Anamnese. Man kann die beliebige Sprache drauf nutzen, ich empfehle doch einfach Deutsch zu nutzen als Zeit für die Übersetzung zu verlieren.

Man wartet einige Minuten alleine im Flur, bis der frühere Prüfling mit dem Gespräch fertig ist. Ich notierte mir in dieser Zeit alle Fragen zu den Symptomen der Pathologie.

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Teil 1 ARZT-PATIENTEN GESPRÄCH
Die Patientin war jung, nett und hat relativ schnell gesprochen. Die Symptome haben sich schon geändert verglichen mit der Patientengschichte – nicht nur fühlten sich schon beide Beine kalt, sondern es gab auch Schmerzen in diesem Bereich.

Meine Empathie und Komunikationsproblemlösungsfähigkeiten waren vielmals getestet:

  • Sie könnte sich nicht die Körpoertemperatur erinnern; musste nachfragen, was war der Wert, den die Krankenschwester heute gemessen habe.
  • Beim Verdachtsdiagnoseerklärung (wie o.g., es war notwending) kriegte sie plötzlich Angst und ich musste sie beruhigen.
  • Sie hat auch große Angst vor der Blutentnahme gehabt, wollte auf keinen Fall gestochen werden und ich musste za. 30 Sekunden nutzen, um sie zu beruhigen.
  • Sie hat 2 Schwangerschäften in einem Jahr verloren; Ich habe versucht, mein Mitleid zu zeigen.
  • Sie war Raucherin, ich habe Flyer angeboten;
  • Sie wurde mit Homöopathie durch den Hausarzt behandelt, hat mich zweifelvoll gefragt ob es wirklich wirkt, ich hab es verneint.

Wegen alle o.g. Schwierigkeiten habe ich vergessen, z.B. um Impfungen nachzufragen und mir reichte keine Zeit, um Echo völlig aufzuklären. 

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TEIL 2 Dokumentation

ANFORDERUNGSBOGEN: 5 Min, um einen Anforderungsbogen auszufüllen. Man muss 2 Felder ausfüllen: aktuelle Beschwerden/Symptome und die spezifische Anordnung, in meinem Fall Echo. In der Anleitung steht es genau, worum man bitten muss.

BEFUNDE: Dann bekommen wir schön zusammengesetzte Akte der Patientin. Bei mir waren das 3 vollständige Befünde: die Echokardiographie (mit der Schlussfolgerung), des Beinarteriendopplers (mit der Schlussfolgerung), und des Blutlabors (ohne Schlussfolgerung; nur eine lange Tabelle; 6 Parameter gesteigert, 4 Parameter vermindert) und zwar einen alten Arztbrief von gynäkologischen Chirurgen, der über Eieiterschwangerschaft-OP vor ein paar Jahren berichtete.

Fragen zum alten Brief mussten beantwortet werden. In diesem Teil notiert man nur, um im Teil 4 die Fragen mündlich zu beantworten.
– Was wurde bei dem Eieiterschwangerschaft-OP noch gemacht (Salpingektomie) – das hab ich verpasst, es war ganz am oben in Stichwörtern, ich habe mich auf Dinge fokusiert, die darunter standen, wie Drainage und histologische Untersuchung.

  • Was für eine Blutgruppe hat die Patientin;
  • Nach wie vielen Tagen wurden die Drainagen entfernt.

Ich empfehle, die wichtigsten Befunde sich in der Zeit zu notieren, damit man schöne fertige Sätze für die Epikrise fertig hat.

Bei diesem Teil wird man gar nicht beobachtet.

VIDEO: 1 Minute lang, man kriegt Kopfhörer und darf 2 mal anschauen. Eine Ärztin spricht über die Patientin – der Status hat sich verschlechert, Patientin fühlt Kribbeln beidseitig, kein Puls an beiden Füßen antastbar, sie verordnet einen Sensibilitättest und eine Pulsabtastung stündlich. In diesem Teil notiert man nur, um im Teil 4 die Fragen mündlich zu beantworten. In diesem Teil wird man die ganze Zeit beobachtet.

VOKABELLISTE:

16 Fachtermine in einer Tabelle, die man übersetzen muss. Ich erinnere mich an ein paar davon:

  • Genu valgus
  • Endocarditis
  • Myocarditis
  • Ejakulat
  • Gastritis
  • Portio uteri
  • Amnesie
  • Bulbus oculi
  • adjuvant
  • Markieren mit dem Kreis am Hinterkopf und mit dem Kreuz unter dem Nabel.

ANRUF:

Während des Teiles mit der Vokabelliste liegt ein Telefon auf dem Tisch, und der kann in jedem Moment klingen! 

Telefonanruf: Herr… geb am… BNP: … CRP: … koma … . Man kann um eine Buschstabierung des Namens nachfragen 😊

In diesem Teil notiert man nur, um im Teil 4 die Fragen mündlich zu beantworten.

Bei VOKABELLISTE+ANRUF wird man gar nicht beobachtet. 

Es gab hier viel Extra Zeit!!! Ich habe es genutzt, um die Epikrise am Blatt schreiben zu beginnen (so eine Schmierblatt-vorbereitung)

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TEIL 3 EPIKRISE

Ein Laptop wird gebracht; Der erste Satz und die Endung sind schon geschrieben. Es ist so ein Internetformular – man kann schnell mit dem TAB oder SHIFT+TAB von einem Kästchen zu dem anderen springen.

Wir sollten nur Folgendes beschreiben: aktuelle Beschwerden, wichtige Krankheiten und Operationen sowie die Ergebnisse der Untersuchungen, die wir in den Akten haben. Dazu noch, was wir wichtig finden. Es ist auch notwendig, die Daten des Patienten zu vervollständigen: Gewicht, Größe, Allergien, Zigaretten, Körpertemperatur, Name des Hausarztes.

Die Zeit vergeht sehr schnell und es bleibt fast keine Zeit übrig. 

TEIL 4: ARZT-ARZT GESPRÄCH

Die beiden Frauen waren sehr freundlich, davon nur eine hat sich mit mir unterhalten. Sie sprach manchmal schnell und undeutlich. Ich musste den Fall in eigenen Wörtern vorstellen. Man darf in alle bisher erhaltenen Papier schauen. Ich nutzte hier das Schmierblatt, das ich nach dem Vokabellisteteil geschafft habe. Sie haben mich nicht unterbrochen. Am Ende fragten sie mich:

  • Darf die Patientin nach Hause? Auf keinem Fall!
  • Was ist der Unterschied zwischen arterio-arteriellem Verschluss und einem venösen? Sie sagen sofort: Das müssen Sie gar nicht wissen, wir schauen hier nur ob sie sich gut kommunizieren können.
  • Was wären Symptomen von einem venösen Verschluss? Und wieder: Das müssen Sie gar nicht wissen!

Danach Fragen zum früheren Prüfungsteile, wie oben geschrieben. Ich habe einen Wert von dem Anruf schlecht notiert: 150 statt 51. Die haben gesagt “Lassen sie mich jetzt nicht zweifeln”, aber haben mir eine extra Chance sofort angeboten – ich erhielt noch mal das Telefon und habe neue Werte gehört und wiederholt. Das war ein stressiger Moment, aber ich habe es geschafft.

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Am Ende baten sie mich, draußen auf mein Ergebnis zu warten. Einige Minuten später wurde ich mit meiner bereits gedruckten Bescheinigung empfangen. Sie gaben mir ein paar Tipps: Ich hab sehr gut gesprochen und alles verstanden, sogar wenn die Ärztin ein bisschen gelallt hat. Aber Schreiben sollte ich noch im meinen Krankenhaus  üben, schauen wie die deutsche Kollegen das richtig machen.

Tipps:

– Meine generelle Schlussfolgerung klingt: Ein Prüfling muss flüssig sprechen und gute Hörverstehenfähigkeiten haben. Schönes Schreiben ist weniger wichtig.

– Wenn man im Ausland wohnt, tut es gut, eine deutche Komputertastatur sich zu kaufen und darauf Epikrise zu schreiben – sonst sucht man die deutsche Buchstaben und Interpunktionszeichen und verliert man preiswerte Sekunden während des dritten Teils.

– Es ist wichtig, sich sicher zu fühlen und klar zu sprechen.

– Nutzt die übrig gebliebene Zeit während des Teils 2, um die Epikrise am Blatt schreiben zu beginnen, dann kann man es schnell am Komputer tippen.

– Man muss auswendig einen Epikrisemuster lernen!!!!!! Im Teil 3 kann man sich keine Zeitverschwendung leisten!

– Es schadet nie, um ein Glas Wasser zu bitten.

Ich wünsche euch viel Erfolg!

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